Presseartikel / Medien

 

Folgende Mitteilungen sind über unseren Tauschring erschienen:

 

"Ich bin Kirche, weil..." – Altenpflegerin Edeltraud Kraus - katholisch.de

 katholisch.de, 29. August 2022

 

Anhängerfahrt gegen Blumengießen: So funktionieren die Illertisser Tauschgeschäfte 
Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de),  August, 2022

 

Nachbarschaftshilfe : In Illertissen werden Talente getauscht
Südwest Presse Online (swp.de)   September 2019

 

Tausche Massage gegen Fensterputzen

Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de),  November 2016

 

Der grüne Daumen gilt als ein „Talent“
Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de),  2015

 

Tauschen, plauschen und Schnäppchen ergattern

Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de)

  

Talente, die nicht mit Geld zu bezahlen sind
Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de), November 2010

 

 Talente-Tausch zum Nulltarif

Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de), November 2010

 

Statt Geld: Leistungen erbringen und Talente kassieren 

Illertisser Zeitung (augsburger-allgemeine.de),  April 2010

 

Alle Artikel können Sie über die obigen Links anschauen (Klick auf blau eingefärbte Titel)

Im folgenden werden die zeitlich letzten drei Artikel gezeigt.


Anhängerfahrt gegen Blumengießen: So funktionieren die Illertisser Tauschgeschäfte

Foto:    Der Tauschring Illertissen formiert sich nach zwei Jahren Pause wieder. So kann die Tauschring-Währung

             "Talente" eingesetzt werden.

 

Der Tauschring Illertissen formiert sich nach zwei Jahren Pause wieder. So kann die Tauschring-Währung "Talente" eingesetzt werden.

 

Das Miteinander wird hier großgeschrieben: In Illertissen haben sich Menschen zusammengeschlossen, um ihre Fähigkeiten zu teilen. Beim Tauschring kann man so genau das, was man gut kann, anderen zur Verfügung stellen - und bekommt dafür Hilfe bei den Dingen, die man nicht so gut kann. Nach der Corona-Zwangspause ist der Tauschring jetzt wieder voll da - und möchte auch andere für die Idee begeistern.

 

Die Währung beim Illertisser Tauschring heißt "Talente". Das funktioniert so: "Arbeitsstunde wird gegen Arbeitsstunde getauscht", erklärt Barbara Casel, "und jede ist gleich viel wert." Sie finde die Tauschidee ganz faszinierend, fügt sie noch hinzu. Jetzt, nach mehr als zwei Jahren, können sich die Mitglieder wieder wie gewohnt in großer Runde treffen, jeden zweiten Mittwoch im Monat um 19.30 Uhr im Illertisser Pfarrheim. Das nächste Mal, 10. August, findet die Zusammenkunft ausnahmsweise im Restaurant La Piazza am Marktplatz statt. "Wir hoffen, dass es weitergeht", sagt Edeltraud Kraus, die ebenso wie Barbara Casel zum Organisationsteam gehört.

 

So funktioniert der Tauschring Illertissen

 

Doch was macht ein Tauschring eigentlich genau? Das erläutert Gilbert Kammerlander: "Hilfeleistungen werden gegeben, und die Stunden werden derjenigen Person gutgeschrieben, die die Arbeit macht." Verbucht würden die Anzahl der Stunden und die Art der Leistung auf einem eigens dafür vorgesehenen Arbeitsblatt, geht Edeltraud Kraus ins Detail. "Jedes Mitglied hat so ein Kontoblatt." Dabei entspreche eine Stunde zehn Talenten. "Das Ziel ist ein ausgewogenes Konto", betont sie. Wer Geräte ausleiht, auch das ist möglich, muss ebenfalls bezahlen - natürlich in Talenten. Kosten für Arbeitsmaterial seien, so heißt es im Flyer, Privatsache.

 

Zwei Beispiele: Gilbert Kammerlander etwa ist ein "Allroundhandwerker", repariert mal etwas oder fährt mit dem Autoanhänger zum Wertstoffhof, wie der Illertisser erzählt. "Wir wiederum brauchen häufig jemanden, der unseren Garten gießt." Seine Motivation: Hilfsbereitschaft. Die Vöhringerin Ingrid Harder fährt gerne Auto oder bäckt Kuchen. Warum sie auch dabei ist: "Soziale Kontakte spielen ebenfalls eine Rolle", meint sie. "Jeder hat Talente", resümiert Barbara Casel. Angebote und Gesuche erfahren die Tauschring-Mitglieder, die aus der näheren Umgebung stammen, über eine Marktzeitung und das Internet. "Da unsere Homepage nicht funktioniert, müssen wir sie erst wieder neu aufbauen und befüllen", bedauert Edeltraud Kraus.

 

Zu Corona-Zeiten musste der Tauschring sein Angebot einschränken

 

Die Corona-Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. "Ein paar Leute sind ausgetreten", bilanziert die Illertisserin. "Anfangs haben wir die Hilfsangebote eingestellt", erinnert sich Barbara Casel. Insgesamt hätten sich die Tauschgeschäfte reduziert, fasst es Gilbert Kammerlander zusammen. Über eine WhatsApp-Gruppe und eine E-Mail-Gruppe hätten sie versucht, die Mitglieder zu vernetzen in dieser Zeit. Außerdem wüssten manche einfach auch, wen sie fragen könnten, wenn sie etwas brauchten, weiß Edeltraud Kraus. Dies werde dann direkt abgemacht. "Manche fragten an, wann wir wieder anfangen", freut sie sich. Zum Juli-Treffen seien die Mitglieder per Brief eingeladen worden. "Kurzfristig", meint sie. "Ein paar Rückmeldungen sind eingegangen."

Rund 35 Mitglieder zählte der Tauschring vor der Pandemie. Was ebenfalls wichtig ist: Der Tauschring ist kein Verein, ist eine Gruppe der katholischen Pfarreiengemeinschaft Illertissen. Wer mitmachen möchte, zahlt eine Aufnahmegebühr von zehn Euro, und gibt jährlich eine Zeiteinheit für die Organisationsarbeit ab. "Die Mitgliedschaft gilt für die gesamte Familie", betont Barbara Casel.

 

Zugezogene finden über der Tauschring in Illertissen Anschluss

 

Durch die Tauschring-Zeitung wisse man, wer was brauche, sagt Gilbert Kammerlander. Ein persönliches Erscheinen sei kein Zwang. Doch: "Es ist nicht nur eine funktionale, sondern auch eine soziale Einrichtung", hebt Edeltraud Kraus hervor. Gründe für eine Mitgliedschaft gibt es jedenfalls viele: neu Zugezogene, Menschen, die den Partner verloren haben, Ältere, die auf Hilfe angewiesen sind, Leute, die Kontakte suchen, nennt sie einige Beispiele. Wieder andere kämen, wenn sie gezielt etwas suchen würden.

Dass der Tauschring funktioniert, dafür ist ein Team aus acht Personen im Einsatz. "Einige Aufgaben sind zu erledigen", bringt es Barbara Casel auf den Punkt. Dazu gehören Öffentlichkeits-, aber eben auch Verwaltungsarbeit. So würden die Treffen abwechselnd vorbereitet. Bewährt habe sich ein Thema für den Abend: Spiele, Lachyoga, Anleitungen, wie man einen Dampfstrahler benutzt, Eis macht, zählt Edeltraud Kraus auf. Manchmal werde auch jemand als Referent eingeladen. "Man muss die Ressourcen nutzen", sagt sie. "Jeder hat welche."

 

  

Kontakt: Ansprechpartnerinnen für weitere Informationen sind Bärbel Lang unter 07303/3320, Zenta Kunzmann unter 07303/7507 sowie Edeltraud Kraus unter 07303/7531.


Nachbarschaftshilfe: In Illertissen werden Talente getauscht

 

Unter dem Dach der katholischen Pfarreiengemeinschaft hat sich in Illertissen eine besondere Nachbarschaftshilfe etabliert.

19. September 2019, 17:54 Uhr Illertissen 

Ein Artikel von Manuela Rapp

Foto:   Bärbel Casel (von links), Hanna Hermann, Renate Müller, Edeltraut Kraus und Franziska Maile mit

            Tochter Anna beim jüngsten Treffen des Illertisser Tauschrings. © Foto: Manuela Rapp


Eine Stunde = zehn Talente. Eine einfache Gleichung. Talente – das ist die Währung beim Illertisser Tauschring. „Es ist die Zeit, die zählt“, sagt Edeltraut Kraus. So ist eine Stunde Unkrautjäten genauso viel wert wie 60 Minuten Hilfe am Computer. „Wir wollen keine Abwertung von Arbeit.“

Edeltraut Kraus gehört dem neunköpfigen Leitungsteam an. Gerade dekoriert sie liebevoll die Tische im Pfarrheim St.Martin für die monatliche Zusammenkunft der Gruppe. Die Treffen sind ganz frei“, sagt sie. „Kann sein, dass binnen kurzem 20 Leute da sind oder nur fünf.“ Dies sei immer eine Überraschung. Was sie festgestellt hat: „Diejenigen, die Kontakt suchen, kommen eher regelmäßig.“ Das Tauschen zum einen, Kontakte knüpfen zum anderen – das sind Edeltraut Kraus zufolge die wichtigsten Funktionen des Tauschrings.

 

Ring hat 50 Mitglieder

 

Etwa 50 Mitglieder hat der Tauschring, nicht nur Einzelpersonen kommen, auch Familien. Die Mehrzahl sind Frauen. „Eine Mitgliedschaft kostet 20 Talente im Jahr“, sagt Bärbel Casel, die mittlerweile ebenso wie Franziska Maile im Pfarrheim angekommen ist. Damit werde die Arbeit des Leitungsteams honoriert. „Das Team soll nicht alles umsonst machen“, erklärt Bärbel Casel. Franziska Maile ergänzt: „Jemand muss die Entscheidungen treffen. Wir haben keinen Vorstand. Wer mitarbeiten möchte, macht mit.“

Edeltraut Kraus hat den Tauschring im Jahr 2010 gegründet. Ihr Beruf habe sie dazu inspiriert, sagt die Altenpflegerin. Denn: „Senioren haben oft Talente, die nicht mehr zum Einsatz kommen.“ Sie habe daher überlegt, wie diese Potenziale genutzt werden könnten. „Ich habe Leute gesucht und gefragt.“ Resultat: Nach neun Monaten wurde die Gruppe aus der Taufe gehoben. Den Raum im Pfarrheim kann die „erweiterte Nachbarschaftshilfe“, so die juristische Bezeichnung, kostenlos nutzen. Bärbel Casel: „Wir sind eine Gruppe der katholischen Pfarreiengemeinschaft.“

 

Versteckte Talente

 

Das Prinzip ist einfach: Jeder kann mit jeden tauschen. „Ich sammle Pluspunkte, wenn ich anbiete, Minuspunkte, wenn mir jemand etwas macht“, erklärt Bärbel Casel. Abgerechnet werde auf einem Kontoblatt. Eine eigene, im Internet veröffentlichte Zeitung erleichtert das Finden von Angeboten und Gesuchen, offeriert gleichzeitig einen Flohmarkt und Verleih. Aus Datenschutzgründen stehen hinter den jeweiligen Einträgen lediglich Nummern. Ausschließlich Mitglieder des Tauschrings erfahren, für wen diese Nummern stehen.

 

Besser zu zweit

 

Welche Talente gefragt sind? „Hilfe im Garten, Fahrten zum Recyclinghof oder zur Müllverbrennung, Fensterputzen, Möbelaufbau oder Vorhänge ab- und aufhängen. Das sind unsere Dauerbrenner“, schildert Edeltraut Kraus. Dabei werde der Tauschring schon auch mal als eine Art Kontaktbörse genutzt. Denn Arbeiten, zu denen man alleine nicht so recht Lust habe, gingen leichter von der Hand und machten mehr Spaß, wenn man sie zu zweit in Angriff nehme. Zum Beispiel das Fensterputzen. Ein Überangebot herrsche bei Kochen und Backen, sagt Franziska Maile. Dafür sind andere Talente eher Mangelware: „Wir könnten mehr Handwerker brauchen.“

 

Im Oktober geht es um Herbstdeko      

      

Treffen Jeden zweiten Mittwoch im Monat kommt der Illertisser Tauschring um 19.30 Uhr im Pfarrheim St.Martin zusammen. Die Treffen stehen normalerweise unter einem kleinen Thema. Das nächste Mal, am 9.Oktober, geht es um Einfache Herbstdeko. Infos auch unter
www.tauschring-illertissen.de.


 

Tausche Massage gegen Fensterputzen

Konsum: Mit Talenten dem Kapitalismus ein Schnäppchen schlagen: Die Ware, die beim Tauschring gehandelt wird, kann auch immateriell sein.  Von Lisa Maria Sporrer  

      

Ein Gärtner schneidet den Buchs im Garten einer alten Dame. Sie zahlt mit einer Museums-Führung. Ein anderer bietet seine Hilfe bei Tischdekorationen für alle Anlässe an, dafür kann er sich die Fenster putzen lassen. „Jeder Mensch  hat Talente", sagt Edeltraud Kraus, die vor sechs Jahren die Idee hatte, diese Talente zu tauschen. 

Es geht dabei nicht nur um ein sich veränderndes Konsumverhalten; es geht auch um mehr Teilhabe ausgegrenzter Menschen. Um jene, die mit ihrer Arbeitskraft nicht mehr am Arbeitsleben teilnehmen. Und es geht auch um eine Art gesellschaftlichen Paralleltrend, den auch die jüngere Generation zunehmend interessant findet. „Als Altenpflegerin ist mir aufgefallen, dass alte Menschen ihre Begabungen nicht mehr genügend einbringen können", sagt Kraus. Warum also nicht auch Dienstleistungen tauschen in Zeiten, in denen Mitwohnzentralen, Lesezirkel und Flohmärkte schon lange integriert sind.

 

 Jeden zweiten Mittwoch im Monat trifft sich der Illertisser Tauschring im Pfarrheim von St. Martin, aktualisiert die Listen und nimmt neue Mitglieder auf. Einige kommen um zu reden, andere um die Kurzvorträge zu hören, die alle drei Monate stattfinden. „Wir sind keine feste Gruppe", meint Kraus, „wir sind alle nur Menschen mit verschiedenen Talenten die zufällig zusammenkommen."

 

"Die Möglichkeiten sind unbegrenzt", sagt Birgitta Vogel aus dem Organisationsteam. Die Angebote umfassen neben Handwerk, Reparaturen, Backen und Büro auch Fahrdienste, Kinderbetreuung, Gesundheitsangebote und Leihgeräte. Emilie Asam stellt ihre Dienste für Handarbeiten zur Verfügung, berät im Kräutergarten und gibt Führungen. „Was mich so fasziniert ist, was die Menschen alles können", sagt sie. Die Idee eines Tauschrings stelle nicht nur das gängige Konsumverhalten in Frage, sie nütze auch dem Gemeinschaftssinn und spende Anerkennung. Paul Marksteiner: „Wichtig ist die Idee, dass Talente nicht überflüssig sind." 

 

Verrechnung über Zeitkonten

Partner: Die Talente schlagen sich beim Tauschring in Zeitkonten wieder. Denn nicht einen konkreten Tauschpartner findet man dort im Sinne von: ich schneide dir die Haare und du massierst mich; jeder verfügt über ein Tauschring-Scheckheft, in dem jede Leistung in Talenten eingetragen wird. Eine Stunde sind umgerechnet 10 Talente, jede Arbeit ist gleich viel Wert. Die Tauschringvorgänge werden nach Soll und Haben auf dem Zeitkonto verbucht.

 

Ein Beispiel: Wenn jemand einen Angehörigen auf eine Beerdigung begleitet, wird diese Zeit auf seinem Konto gutgeschrieben und das des Angehörigen belastet. Mit seinem Plus kann der Begleiter nun andere Dienste in Anspruch nehmen. Der andere hat ein Minus auf seinem Konto.